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Deutschlandweites Innovationsnetzwerk sieht Batterietechnik als Know-how Träger der Zukunft und hofft auf die Fortführung der Förderung über 2025 hinaus für die gesamte Wertschöpfungskette Batterie in Deutschland
- Katzek: Für eine erfolgreiche Antriebswende und den damit verbundenen Transformationsprozess muss das gesamte Batterieökosystem mitgedacht werden. Die Prioritäten der Deutschen Wirtschaftspolitik müssen sich von der Batteriechemie bis zum Recycling erstrecken.
- Uhlig: Lithium-Abbau in Sachsen kann Rohstoffdilemma in der Batterieproduktion reduzieren. Fördermenge reicht für Umgerechnet 800.000 E-Fahrzeuge pro Jahr.
- Fichtner: Mit dem Center for Electrochemical Energy Storage in Ulm und Karlsruhe (CELEST) sind wir einer der größten Player in der Batterieforschung weltweit.
- Voss: Traut Euch! Ich sehe viele Unternehmen mit unglaublicher Kompetenz. Nur müssen wir uns wieder mehr ins unternehmerische Risiko wagen, Fehler zulassen und durch sie interaktiv wachsen – dann kann Innovation entstehen.
Leipzig – Auf dem heute in Leipzig stattgefundenen Jahreskongress des Innovationsnetzwerkes TraWeBa diskutierten rund 150 Wissenschaftler, Techniker, Unternehmer und Politiker über die Batterietechnologie, den Wissenstransfer und die Zukunft der Batterieproduktion in Deutschland. Betrachtet wurde dabei die gesamte Wertschöpfungskette von der Grundlagenforschung bis zum Batterierecycling.
Mit dem vom Automobilcluster Ostdeutschland (ACOD) geführten TraWeBa-Netzwerk verfügt die Branche seit mehr als zwei Jahren über eine agil agierende Gruppe ganz unterschiedlicher Akteure aus ganz Deutschland, die ihre Arbeit auch über 2025 hinaus fortsetzen will.
„Unser Ziel ist es, die Batterietechnik als Know-how-Träger der Zukunft zu etablieren und damit einen wichtigen Wettbewerbsvorteil für den Automobilbau zu schaffen“, betonte der Geschäftsführer des ACOD und Projektleiter von TraWeBa, Dr. Jens Katzek. „Wir beleuchten dabei den gesamten Wertschöpfungsprozess – von der Forschung über die Batteriechemie, die Produktion bis zum Ende des Lebenszyklus einer Batterie im Automobil – denn das ist es, was wir für die Zukunft der Deutschen Automobilwirtschaft brauchen; auch für mehr Beschäftigungssicherheit bei Produzenten und Zulieferern.“
Auf breiter Ebene und mit der Unterstützung von Politik und Verbänden hat sich ein über 1.700 Mitwirkende starkes Netzwerk gebildet. Neben den Jahreskongressen sind moderne Austauschplattformen entstanden, die einen Daten- und Wissenstransfer erlauben und die Voraussetzung bieten, die Lücken im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern schrittweise zu schließen.
„Was bislang die Motoren, Getriebe oder der Karosseriebau für den deutschen Automobilbau waren, das muss das Batterie-Öko-System der Zukunft abbilden“, so Katzek weiter. Dazu muss zwingend das Transformations-Netzwerk erhalten und der Austausch weiter vorangebracht werden. „Wir hoffen deshalb sehr auf die Fortführung der Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium. Das in den letzten Jahren Aufgebaute jetzt zu beenden, wäre schlichtweg unverantwortlich.“
Beim Thema Batterierohstoffe wurde auf dem Kongress über eine größere Unabhängigkeit und die in Deutschland vorhandenen, eigenen Rohstoffressourcen diskutiert. Marko Uhlig, Geschäftsführer der Zinnwald Lithium GmbH, stellte das Projekt vor, im sächsischen Zinnwald bald Lithium abzubauen, das die europäischen Batteriehersteller am häufigsten einsetzen. Für ein Elektrofahrzeug werden derzeit im Schnitt etwa 15 kg von der Verbindung Lithiumhydroxyd benötigt. Die anvisierte Fördermenge reicht für jährlich zirka 800.000 Elektrofahrzeuge.
„Mit seiner Lage im Herzen der europäischen Chemie- und Automobilindustrie profitiert das Zinnwald Lithium-Projekt von der langen Bergbaugeschichte in Sachsen und der umfangreichen Infrastruktur, die dort bereits vorhanden ist. Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sind in jedem Schritt unseres Prozesses fest verankert“, so Uhlig.
Das Projekt umfasst eines der größten Lithiumvorkommen Europas – eine Erzlagerstätte an der deutsch-tschechischen Grenze. Dieses Gebiet gab dem Zinnwaldit, einem lithiumhaltigen Erz, seinen Namen. „Der geplante Lithium-Abbau in Sachsen kann das Rohstoffdilemma in der Batterieproduktion lösen. Das Gelingen eines Vorhabens dieser Größenordnung wird eine Erfolgsgeschichte für die Region und musterhaft für Deutschland sein, wenn es gemeinsam getragen wird.“
Für Prof. Dr. Maximilian Fichtner, Direktor von CELEST und Sprecher des Exzellenzclusters POLiS, liegt es auf der Hand: „Das Center for Electrochemical Energy Storage Ulm & Karlsruhe (CELEST) macht uns zu einem der größten Player in der Batterieforschung weltweit. Wir haben bereits eine Strahlkraft entwickelt, die durch den Erfolg bei der Exzellenzstrategie und durch zahlreiche Kooperationsanfragen aus der Industrie belegt wird.“ CELEST bündelt das Know-how von 29 Instituten seiner Partnerinstitutionen: Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Universität Ulm und Zentrum für Solarenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW).
CELEST koordiniert gemeinsame Aktivitäten mit anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie mit der Industrie im In- und Ausland. „Die Batterieforschung in Deutschland ist auf einem guten Weg, das Tempo reicht aber noch nicht und wir müssen viel offener und vertrauensvoller miteinander agieren. Wir haben eine echte Chance im internationalen Vergleich“, hob Fichtner hervor.
Simon Voss, Gründer und CEO von BETTERE legt großen Wert auf die Zusammenarbeit mit TraWeBa. Die Faktenlage ist für ihn eindeutig: „Die deutsche Automobilbranche genießt international gegenwärtig noch hohes Ansehen und in der Automobilproduktion einen renommierten guten Ruf. Unsere Entwicklungs- und Fertigungskompetenzen in Motoren und Getriebe wie auch in Karossieren gaben uns weltweite Wettbewerbsvorteile. Das ändert sich seit einigen Jahren durch den batteriegetriebenen Technologiewandel.“
Er plädiert für die enge und von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit, die sich durch hohe Geschwindigkeit im Austausch von Wissen und Trends auszeichnet. „Ich sehe viele Unternehmen mit unglaublicher Kompetenz. Nur müssen wir uns wieder mehr ins unternehmerische Risiko wagen, Fehler zulassen und durch sie interaktiv wachsen – dann kann Innovation entstehen.“ Kongresse wie dieser sind für ihn eine wichtige vertrauensfördernde Plattform. Die Arbeit selbst sieht er aber in agilen und operativ funktionierenden Netzwerken. „TraWeBa kann als operatives Netzwerk unserer Branche bisher ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Unsere Arbeit in Deutschland und Europa muss weitergehen und zwar mit dem Engagement aller Netzwerkmitglieder und Partner – (nur) dann werden wir auch schon bald ergründen, dass wir im globalen Rennen der Batterieindustrie ernst zu nehmen sind.“
Über TraWeBa
TraWeBa wurde – im Rahmen der Förderbekanntmachung „Aufbau und Umsetzung von Transformations-Hub zur Unterstützung von Transformationsprozessen in Wertschöpfungsketten der Automobilindustrie“ – vom damaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über eine Laufzeit von 32 Monaten mit rund 4,7 Millionen Euro gefördert. Seit der Gründung im März 2023 sind bislang rund 4,5 Millionen Euro in Projekte der schnellen Netzwerkinfrastruktur, für den interaktiven und vor Ort Austausch der Akteure, für den Aufbau von Workshop-Reihen, Innovation Challenges, Forschungsstudien mit der Fraunhofer Gesellschaft und Kongresse geflossen.
Das Projektkonsortium besteht aus anerkannten und seit vielen Jahren aktiven Netzwerkorganisationen. Dazu gehört neben dem Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD) als Konsortialführer die Automotive Agentur Niedersachsen (AANdS), die Circular Valley Stiftung aus NRW und die beim saarland.innovation&standort e.V. angesiedelte Koordinierungsstelle saaris.motovation.
